Immer größere Massentierhaltung bei Polle

Nach zwei Monaten hat die Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf ihre offizielle Anfrage endlich eine Antwort zum seit Monaten diskutierten Großprojekt einer Haltung "von bis zu 7500 Ziegen zur Milch- und Fleischgewinnung" auf der Domäne Heidbrink erhalten.
Obwohl das Projekt von den Ministern Sander und Ehlen, sowie dem Kreistagsabgeordenten Timmermann (CDU) bereits vor knapp einem Jahr öffentlich bekanntgegeben wurde und der Kreis seit dem 20.2.2006 von Samtgemeinbürgermeister Bost informiert wurde, hält die Kreisverwaltung "eine Unterrichtung der Öffentlichkeit" weiterhin für "nicht sachdienlich". Erstmals nennt der Landkreis in seiner schriftlichen Antwort aber Zahlen für die Kosten der geplanten Massentierhaltung. Der Bau einer neuen Abwasserleitung vom Heidbrink über die Samtgemeinde Bevern zur Kläranlage Holzminden wird auf "2,3 Millionen Euro" veranschlagt. Dabei wird auch das Landschaftsschutzgebiet Wesertal tangiert. Bei der bisherigen Abwasserentsorgung in Glesse kam es immer wieder zu erheblichen Problemen und Verunreinigungen wie der Landkreis bestätigt: "Die Kommunikation zwischen der Firma Petri und dem Wasserverband Ithbörde ist zu verbessern."
Ob für die Finanzierung der teuren Abwasserleitung der Investor oder der Wasserverband Ithbörde und damit die Gebührenzahler aufkommen, ist noch unklar. "Bei einer Umlegung auf die Gebührenzahler allein in der Samtgemeinde Polle wären das Kosten von über 500 Euro pro Einwohnerin und Einwohner", warnt Christian Meyer, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag und Initiator der Anfrage. Auch die Stromversorgung sei noch nicht geregelt, so Meyer. Besonderes Problem bleibe der Denkmalschutz, so die Grünen.
Der Denkmalschutz für die historischen Gebäude auf dem Heidbrink, die für die Studierenden der Fachhochschule Holzminden als Lernwerkstätte dienten, könne nach der Privatisierung des Landeseigentums, nur gesichert werden, soweit das "wirtschaftlich zumutbar ist".
"Da ein Land rechtlich nicht pleite gehen kann, waren die Gebäude bislang sicher. Bei einem Verkauf sieht es schon ganz anders aus", erklärte Meyer.
Der Landkreis erklärt in seiner Antwort auch, dass der historische "Kuhstall für die Ziegenhaltung nicht benötigt wird."
Die Kreisverwaltung unterstütze aber grundsätzlich das Projekt "weil damit Arbeitsplätze in Glesse gesichert werden können" und  "die erste Vorstellung des Projekts durchs das Unternehmen Petri auch eine Anbindung an den Radweg und für touristische Zwecke einbindet". Wie dies geschehen soll, bleibt abzuwarten, zumal die Zahl der Ziegen nach der ersten Veröffentlichung im CDU-Wahlprogramm ("3000 Ziegen auf dem Heidbrink") jetzt bereits auf "bis zu 7500 Ziegen zur Fleisch- und Milchgewinnung" gestiegen ist.
Über den zusätzlichen LKW-Verkehr, z.B. der Schlachtziegentransporte, gibt es nach Angaben des Landkreises noch "keine Kenntnisse", aber die "Kapazität der Poller Fähre" sei in jedem Falle dafür ausreichend. Auch zur Länge des Verfahrens äußert sich der Landkreis.
Für das Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz schätzt der Landkreis Holzminden eine Dauer von 3 Monaten, sobald die Unterlagen vollständig sind.
Während diese Genehmigung Sache der Kreisverwaltung ist, hat der Kreistag über die Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes "Wesertal", in dem die Domäne liegt, zu beschließen. Hierbei wird eine Dauer von 6 Monaten angesetzt.
Fraktionssprecher Christian Meyer fordert nun eine bessere Beteiligung der Anwohner und Bürger. "Mit der Geheimniskrämerei von allen Seiten muss Schluss sein. Es geht hier schließlich um die größte Ziegenhaltung Europas. Wer nichts zu verbergen hat, kann gegen frühzeitige und größtmögliche Transparenz und Bürgerinformation nichts haben."

Kreis Holzminden, 26.04.2007

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Christian Meyer

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