Meyer: „Unsere Weser ist nicht die Ostsee“

Grüne protestieren gegen geplante Salzpipeline an die Kreisgrenze     

Die Grünen warnen vor der Genehmigung einer Salzpipeline an die Grenze des Landkreises Holzminden bei Bad Karlshafen. Wie jetzt am Runden Tisch verkündet wurde, plant das Unternehmen K+S eine solche dauerhafte Versalzung der Weser zur Entlastung der Werra. „Der Landkreis Holzminden bekommt dann die gesamte Salzfracht von mehreren Millionen Kubikmetern direkt vor die Haustür gekippt. Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren“, sagte der Grüne Landtagsabgeordnete Christian Meyer auf einer gut besuchten Informationsveranstaltung in Polle. Die Grünen hatten dort über die Geschichte der Weserversalzung, von einer „kriegsbedingten“ Genehmigung eines hohen Salzwertes aus dem Jahr 1942 bis zur Verschmutzungssituation heute berichtet. „Der Fischbestand und die Artenvielfalt ist um mehr als die Hälfte zurückgegangen, durch das Salz ist die Weser auf ganzer Strecke in einem schlechten ökologischen Zustand. Trinkwassergewinnung aus der Weser ist nicht mehr möglich, Böden werden versalzen und Bauwerke korrodieren“, zeigte Meyer anhand von Bildern und Grafiken die schlechte Situation.

Die Weser ist der salzreichste Fluss Mitteleuropas, nirgend woanders wären solche Salzeinleitungen als billige Entsorgung möglich, berichteten die Grünen vom Runden Tisch, der sich länderübergreifend mit einer Lösung der Versalzung beschäftigen soll. Die Lage drohe sich zu verschlimmern, weil die Verpressung in den Untergrund nicht mehr möglich ist, und auch dieses Salz mittlerweile in großen Mengen als sogenannte „diffuse Einträge“ in das Ökosystem eindringe. Auch die durch Bilder gezeigten riesigen Salzhalden an der Werra verlangen eine Entsorgungslösung ausserhalb des Süsswasserflusses. Die Grenzwerte liegen um mehr als das Zehnfache über dem normalen Wert in Werra und Fulda.

Kürzlich war jedoch eine Kurzpipeline an die Werra für 7 Millionen Kubikmeter Salzlauge vom Regierungspräsidium Kassel genehmigt worden. Nun stehen die Planungen für eine Oberweserpipeline an. Eine Leitung an die Nordsee, wie sie auch die Weserkonferenz und die Kommunen in Niedersachsen präferieren, wird hingegen von K+S und der schwarz-gelben Landesregierung als „zu teuer“ abgelehnt.

Die Grünen plädieren hingegen wie der Runde Tisch nachdrücklich für Investitionen zur Verringerung der Salzabfälle um mehr als die Hälfte. Der unvermeidbare Rest soll mit einer Pipeline schadlos in die Nordsee verbracht werden. Dem hatten am Runde Tisch alle Verbände, Länder und Kommunen bis auf die Firma K+S und dem Land Niedersachsen zugestimmt. Meyer hofft jetzt auf einen Regierungswechsel zu Rot-Grün im Januar in Niedersachsen um die parteipolitisch motivierte Blockade einer Nordseepipeline zu beenden. Zahllose Studien und auch die Umweltverbände befürworten eine solche vollständige Entlastung der Weser, die dann auf ganzer Strecke in einen sauberen Zustand komme.

„Ein Konzern mit Milliardenumsätzen muss sich um die Entsorgung seiner Abfälle kümmern und darf nicht unsere Weser zu einem toten Salzmeer machen“, forderte Meyer, das Unternehmen zur Beendigung jeglicher Salzeinleitungen in die Werra und Weser auf. Das jetzt das Unternehmen und das Land Hessen anscheinend eine Pipeline an die Oberweser zwischen Lauenförde und Bad Karlshafen präferieren, sei dreist. Meyer: „Damit wäre unsere Weser zwischen Bad Karlshafen  und Bodenwerder der salzreichste Teil des Flusses und eine ökologische Sperre. Diese Planung muss für eine gesunde Lebensader Weser unterbunden werden.“ Die Grünen planen daher bis zur entscheidenden Landtagswahl im Januar einige Aktionen zur Information der Bevölkerung entlang der Weser. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der grünen Landtagsfraktion und naturschutzpolitische Sprecher sagte: „Unsere Weser ist nicht die Ostsee. Wir haben jetzt durch einen Regierungswechsel die Chance auf eine nachhaltige Lösung des Problems.“ Verärgert über das Problem zogen am Folgetag mehrere Dutzend Poller Bürgerinnen und Bürger spontan mit einem riesigen Transparent zum Fähranleger und demonstrierten mit dem Satz „Grüne: Kein Salz in unsere Weser!“ gegen die schleichende Umweltkatastrophe und für einen sauberen Fluss.



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