Grüne besuchen Heller-Leder - Bessere Biogasförderung gefordert

Rund um das Thema Biogas und Lederindustrie drehte sich ein Firmenbesuch des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Landtagsgrünen Christian Meyer bei der Firma Heller-Leder in Hehlen. In Begleitung von Samtgemeinderatsherr Andreas Kretschmer und dem Bodenwerderaner Kreistagsabgeordneten Timo Brandt besuchte er den großen Arbeitgeber vor Ort. Der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Strebost hatte den Landtagsabgeordneten genauso wie andere Parteien angeschrieben und um Unterstützung bei einer nachhaltigeren Biogasförderung gebeten.

Heller-Leder ist Pionier bei der Biogasnutzung im Landkreis Holzminden und an zwei Anlagen in Hehlen beteiligt. Die Abwärme wird zur Einsparung fossiler Energien in der Lederherstellung genutzt. Mit  fast 9 Mio kwH Strom im Jahr trägt die Biogasanlage zum wachsenden Markt Erneuerbarer Energien bei. Die Grünen begrüßten die „ökologische Vorreiterrolle des Unternehmens auch bei der Lederproduktion, wo das Unternehmen mit dem blauen Umweltengel ausgezeichnet wurde.“

Doch statt die Lederabfälle auch energetisch in der Biogasanlage zu verwenden, wird das energiereiche Leimleder anderweitig entsorgt. Grund ist eine auch von den Grünen beklagte Fehlförderung im Erneuerbaren Energien-Gesetz. Danach bekommen nur Anlagen mit nachwachsenden Rohstoffen wie Mais eine hohe Vergütung. Die EEG-Vergütung ist dann fast doppelt so hoch, wie bei der Verwendung von Abfällen ohne Bonus. „Würden wir das zugelassene Leimleder in der Anlage verarbeiten, fiele ein Großteil der Vergütung weg und die Anlage wäre unrentabel“, erklärte Strebost das Problem. Bei 9 Cent pro KwH Biogasstrom wären das weniger Einnahmen im sechsstelligen Bereich, alle Kosteneinsparungen schon eingerechnet. So werden jährlich 19.200 Tonnen Mais in den Biogasanlagen verwendet, die ca. 380 ha wertvolle Ackerfläche in der Region belegen. Die 5000 Tonnen Leimleder, die jährlich in Hehlen anfallen, hätten den Energiegehalt von 12.000 Tonnen Maissilage und könnten aus technischen Gründen maximal 40% der eingesetzten Maissilage ersetzen.

„Obwohl zugelassen wird hier eine energetisch sinnvolle Verwendung in der Biogasanlage wirtschaftlich unattraktiv gemacht“, bedauerte der grüne Abgeordnete Meyer, der auch Sprecher für Landwirtschaft, Naturschutz und Bioenergien ist. „Das ist nicht im Sinne des Erfinders und sollte geändert werden.“ Er habe auch schon mit seiner Bundestagsfraktion Kontakt aufgenommen um bei der nächsten Novelle eine Änderung im Sinne der Umwelt einzufordern. „Es sollte nicht flächenintensiver Maisanbau, sondern eine gute Ökobilanz gefördert werden. Die Verwendung von sowieso anfallenden Abfallprodukten ist da besser als zusätzlicher Flächenverbrauch“, so Meyer. Auch in der Region würden die Ackerflächen knapper. Die weiten Transportwege und der Zwang zur Maisbeimischung bei hoher Förderung seien widersinnig. Meyer: „Von daher unterstütze ich das Begehren der Lederindustrie das Leimleder als Abfallprodukt mindestens genauso gut wie Mais vergütet werden sollte.“ 

Bei einer Betriebsführung verwies Thomas Strebost auf die innovative und umweltschonende Lederherstellung, die bereits mehrfach auch mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. 200 Mitarbeiter produzieren am Standort hochwertiges Leder vor allem für die Möbel- und Autoindustrie. Mit eigener Kläranlage und Reduzierung von Energiekosten, Chemikalien und hoher sozialer Verantwortung ist das Familienunternehmen auf einem guten Weg, so die Grünen.


Christian Meyer, MdL
Stellv. Vorsitzender
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
im Nds. Landtag

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