Atomkatastrophe in Japan erfordert schnellen Atomausstieg

GRÜNE: Auch in Grohnde ist ein schwerer Störfall mit Evakuierung des Weserberglandes jederzeit möglich

Weserbergland. Das schwere Erdbeben und die drohende Atomkatastrophe in Japan machen auch in unserer Region viele Menschen betroffen. An der Mahnwache und dem Gedenkgottesdienst des Anti-Atom-Bündnisses am Samstag abend in Hameln nahmen über 100 Menschen, darunter auch der Grüne Bundestagsabgeordnete Sven Kindler und der Grüne Landtagsabgeordnete Christian Meyer teil. "Die Ereignisse in Japan übersteigen die schlimmsten Befürchtungen von Atomkraftgegnern. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Menschen in den zerstörten Städten, bei den Verletzten, den Angehörigen der Toten und Vermissten und bei den Menschen, die im Umkreis der havarierten Atomkraftwerke leben und jetzt auch noch von Evakuierungen betroffen sind", sagte der regionale Landtagsabgeordnete und stellv. atompolitische Sprecher der Landtagsgrünen Christian Meyer.
Die Grünen teilen die Aussage von Bundesumweltminister Röttgen, dass Deutschland nach dem Atomunfall in Japan nicht einfach zur Tagesordnung übergeben könne. Auch bei uns sind schwere Atomkatastrophen jederzeit möglich, sagte Meyer und erinnerte z.B. an den Brand im AKW Krümmel, die Notabschaltung im AKW Brunsbüttel, den fehlenden Sturmfluschutz im AKW Unterweser und das Sumpfsiebproblem im AKW Grohnde. Auch in Deutschland seien Atomkraftwerke nicht sicher, die Technik nicht beherrschbar. Meyer: "Es bleibt eine erschreckende Tatsache: Kein Reaktor der Welt, auch keiner in Deutschland ist für den Fall einer Kernschmelze ausgelegt. Eine solche Kernschmelze ist kein erdbebentypisches Risiko, sondern droht immer dann, wenn Notkühlung etwa durch Stromausfälle oder Verstopfung des Kühlkreislaufes nicht funktionieren. Eine Nachrüstung ist nicht möglich. Jetzt wie Bundeskanzlerin Merkel eine Sicherheitsüberprüfung anzukündigen, aber auf der anderen Seite zu behaupten, die deutschen Atomkraftwerke seien gegen jedes Risiko gefeit, passt nicht zusammen". Gerade Deutschland habe besonders alte und störanfällige Atomkraftwerke. Der Einsatz von sogenannten MOX-Brennelementen mit einem zehnmal höheren Plutoniumsanteil, wie er für Grohnde geplant ist, vergrößere noch die Risiken bei der Freisetzung von Radioaktiovität.
Auch das Atomkraftwerk bei Hameln ist nach Angaben der Reaktorsicherheitskommission des Bundes weder gegen schwere Flugzeugabstürze oder Terroranschläge ausgelegt, noch ist bei einem schweren Brand und Stromausfall eine Aufrechterhaltung des Kühlkreislaufes in jedem Fall gewährleistet. Das geht unter anderem aus Anfragen des grünen Abgeordneten im Landtag hervor.
"Vor Tschernobyl hiess es alle AKW's seien sicher, nach Tschernobyl hieß es, dass könne in hochentwickelten Industriesstaaten wie Deutschland und Japan nicht passieren. Nach Fukushima heißt es, dass sei eine Verkettung unglücklicher Umstände. Was sagen wir eigentlich, wenn es in Grohnde zur möglichen Kernschmelze kommt?", fragt der grüne Atomexperte.
Christian Meyer erinnerte daran, dass laut den Katastrophenschutzplänen der Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden auch bei uns im Falle einer Kernschmelze in Grohnde in einem Umkreis von 30 Kilometern evakuiert werden müsse. Die Stadt Hameln ist 10 km und die Stadt Holzminden 21 km von Grohnde entfernt. In den Plänen seien auch Abholplätze der Bevölkerung und Vorräte an Jodtabletten vorgesehen. "Das Weserbergland könnte zur radioaktiv verstrahlten Todeszone werden, das muss jedem Atomkraftlobbyisten klar sein", sagte Meyer. Es sei daher unverantwortlich die Laufzeiten für Atomkraftwerke wie Grohnde weiter zu verlängern. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte letztes Jahr beschlossen, das Atomkraftwerk Grohnde erst 2032 abzuschalten. Meyer hält das für unerträglich lange und eine Bedrohung der Menschen in der Region. Die Grünen forderten daher einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie.
Für den Tschernobyl-Gedenktag am 25.4.2011 rufen die Grünen aus Hameln-Pyrmont und Holzminden daher gemeinsam alle Bürgerinnen und Bürger für eine Kundgebung und Menschenkette am Atomkraftwerk Grohnde auf.

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Christian Meyer

Helge Limburg

Britta Kellermann

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