Historischer Rinderstall wird trotz Protesten abgerissen


Grüne kritisieren mangelnden Denkmalschutz auf der Domäne Heidbrink

Polle. Der von Studierenden der Fachhochschule Holzminden als Anschauungs- und Forschungsobjekt genutzte historische Rinderstall auf der Domäne Heidbrink bei Polle wird wohl bald abgerissen. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der grünen Landtagsabgeordneten Filiz Polat und Christian Meyer hervor. Danach steht zwar der gesamte Hofbereich, die Wohngebäude und der Rinderstall unter dem sogenannten Ensembleschutz des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes. Der neue Eigentümer, die Firma Petri, hat jedoch einen Abrissantrag gestellt. Wenn der Erhalt eines Baudenkmals als wirtschaftlich unzumutbar gilt, kann ein Abriss genehmigt werden. Diese Abrissgenehmigung "beabsichtigt" der Landkreis Holzminden laut Antwort der Landesregierung demnächst zu erteilen.

Christian Meyer kritisierte diesen Abriss, bevor überhaupt die Genehmigungsfähigkeit der geplanten Haltung von 7000 Ziegen festgestellt wurde, als "vorauseilendem Gehorsam". Er erinnerte: "Weder die Transportleitung noch die Ziegenhaltung sind bislang rechtlich genehmigt und ob es eine Mehrheit im Holzmindener Kreistag für die Aufhebung des Landschaftsschutzgebietes geben wird, ist angesichts der vielen Bürgerproteste gegen die Gebührenanhebung in der Samtgemeinde Polle unklar." Bereits die Subvention der Abwasserleitung für das Projekt von 150.000 Euro durch den Kreistag war nur mit knapper Mehrheit gegen SPD und GRÜNE beschlossen worden.

Besonders kritisiert wird von den Grünen dabei der Abriss des alten Rinderstalls. Die Studierenden der FH Holzminden hatten ihn mehrfach als Anschauungsobjekt alter Handwerkskunst genutzt. Prof. Dr. Jens Kickler bezeichnete ihn in einer Veranstaltung Ende 2006 als von "hohem Denkmalschutzwert, etwas Besonderem. Die handwerkliche Kunst und Technik der alten Baumeister lassen sich hier besonders gut nachvollziehen. Sie wären bei einem Abriss verloren, sie sollten vielmehr gewürdigt und erhalten werden."

Auch die denkmalschutzpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen Filiz Polat kritisierte, dass sich die Landesregierung zu wenig um den Erhalt historischer Bausubstanz kümmere. Dabei hatte die Landesregierung im Zeitraum 1999 bis 2007 insgesamt 111.000 Euro für die Unterhaltung der Gebäude auf dem Heidbrink investiert. Jetzt in privater Hand soll dies nicht mehr zumutbar sein.

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