"Eine IGS wäre gut für den Landkreis" - Info-Veranstaltung zur Schulpolitik in Land und Kreis

Zu einer intensiven Diskussion über die Schulpolitik in Land und Kreis kam es auf der von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Bündnis 90/Die Grünen und der Initiative Pro IGS ausgerichteten Informationsveranstaltung in der Pausenhalle des Campe-Gymnasiums. Der GEW-Kreisvorsitzende Rainer Triller hob hervor, dass jetzt endlich die Konsequenzen aus PISA und den UNESCO-Studien gezogen werden müssten. Die frühe Einteilung der Schülerinnen und Schüler ins dreigliedrige Schulsystem sei falsch, und verfestige die soziale Undurchlässigkeit. Eine individuelle Förderung in Integrativen Gesamtschulen (IGS) sei der bessere Wege Begabungen starker und schwacher Schülerinnen und Schüler positive zu fördern. "Es ist kein Wunder, dass die besten Schulen Deutschland Gesamtschulen sind", wies Thomas Reimers von der Initiative für eine IGS im Kreis Holzminden unter verweis auf die Auszeichung der Robert-Bosch-Gesamtschule im Nachbarlandkreis Hildesheim hin. Reimers forderte endlich auch im Landkreis Holzminden für die Eltern eine Integrative Gesamtschule zu ermöglichen.

Die schulpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen Ina Korter berichtete aus dem am gleichen Tag stattgefundenen Anhörung zum Schulgesetz der CDU-FDP-Landesregierung. Sowohl der Landeselternrat, Lehrerverbände als auch der Landesschülerrat hätten die Rückschritte im Schulgesetz und die hohen Hürden für die Errichtung von attraktiven Gesamtschulen im ländlichen Raum massiv kritisiert und sich zu einem Bündnis mit der Opposition gegen die Schulpolitik der Landesregierung zusammengeschlossen.

Die Forderung nach 5-Zügigkeit für IGSen sei sachlich nicht zu begründen, ebenso die Einschränkung der Wahlfreiheit, ob das Abitur nach 12 oder 13 Jahren abgelegt werden können. Auch aus der interessierten Zuhörerschaft wurde das sogenannte "Turbo-Abi" bis Klasse 12 massiv kritisiert und als Angriff auf die eigenverantwortliche Schule kritisiert.

Christian Meyer von der Grünen-Kreistagsfraktion kündigte an, zusammen mit der Kreis-SPD für eine IGS im Landkreis kämpfen zu wollen und auch eine Resolution zur Senkung der Hürden für die Einrichtung von Gesamtschulen einbringen zu wollen. Meyer: "Warum Haupt- und Realschulen einzügig sein dürfen, Gesamtschulen aber fünfzügig, versteht kein Mensch und ist reine Ideologie".

Die stellvertretende Vorsitzende des Kreiselternrates Annette Kusak begrüßte die Elternbefragung für eine IGS im Kreis Holzminden angesichts der hohen Abwanderung von Schülerinnen und Schülern in die Nachbarkreise. Sie beklagte die schlechte Unterrichtsversorgung an vielen Schulen im Kreis, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern. "Auch Chemie falle oft aus und das ist gerade in Holzminden als Standort von großen Chemieunternehmen für die Berufsperspektiven fatal".

Die Grüne Schulexpertin Ina Korter kritisierte die Landesregierung für die Abschaffung der Vollen Halbtagsgrundschulen, die nur 60 zusätzliche Lehrerstellen bringe, aber gute, gewachsene Strukturen zerschlage. "Die Landesregierung hat seit Jahren bei der Unterrichtsversorgung geschlafen und die wachsenden Probleme an den Schulen ignoriert", sagte Korter. Das Turbo-Abi müsse daher zurückgenommen, der Elternwille für eine längere gemeinsame Beschulung respektiert und die eigenverantwortlichen Schulen von überbordender Bürokratie entlastet werden.

Das Podium war sich einig, das generell mehr in Bildung investiert werden müsse. Auch im Kreis Holzminden sei an vielen Schulen großer Nachholbedarf.

Im Rahmen einer landesweiten Bildungswoche Mitte Juni sind weitere Informations- und Protestveranstaltungen für eine bessere Bildungspolitik geplant.



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